Quo Vadis Retro-Spiele: Compilations, Minis, Abos... warum nicht mal DRM-freie ROMs?

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Quo Vadis Retro-Spiele: Compilations, Minis, Abos... warum nicht mal DRM-freie ROMs?

Beitrag von Stardragon »

Hab gerade keinen besseren Titel gefunden, wenn jemanden was besseres einfällt ändere ich den gerne ab. Anstoß war eine Diskussion im Theam um den MD2 Mini (viewtopic.php?f=45&t=7445). Nicht jeder ist da aktuell gerade begeistert um den Mini, wobei es da eher um ein generelles Problem mit der Präservierung und den Minis, etc. geht, als um dem MD2 Mini.
staR-Kron hat geschrieben:
04.06.2022, 10:08
Eine legale Art, die ROMs/Images alter Spiele zu kaufen, wäre in vielerlei Hinsicht besser als all diese Mini-Konsolen. Da geht es mir gar nicht speziell um dieses neue Teil von SEGA.
Maryokutai hat geschrieben:
05.06.2022, 08:51
Für mich haben Mini-Konsolen ihre gesamte Faszination verloren. Beim SNES-Mini war ich noch voll dabei (sorry, bin im falschen Forum), aber mittlerweile sehe ich die Sache auch eher kritischer. Der briefmarkengroße Game Gear war glaube ich für mich der Sargnagel der ganzen Geschichte.

Generell ist die Handhabung der eigenen Klassiker bei vielen Publishern derzeit zum Haareraufen schlecht. Abo-Dienste, Mini-Konsolen – das ist alles nicht im Sinne der Präservierung, die für mich im Grunde an erster Stelle bei solchen Veröffentlichungen stehen sollte. Aber das Feld überlässt man ganz offensichtlich lieber der Piraterie.
Ich habe eher das Gefühl, dass man nicht so Recht weiß, wie man wirtschaftlich damit richtig umgehen soll. Ein solches Projekt ist auch immer ein (finanzielles) Risiko. Das man eben nicht eingehen will. Denn selbst, wenn es am Ende Erfolg haben sollte, ist die Gefahr hoch, dass erstmal die Aktie einbricht, weil das Ganze als Risiko wahrgenommen wird. Was dann bei neuen Projekten oft darin endet, dass man einfach irgendwie in die Richtung mitschwimmt, was gerade angesagt ist und damit man aus der Masse hervor sticht, wird das in ganz viele PR-Superlative gepackt (Segas Ankündigung zum "Super-Game" passt da IMHO sehr gut rein).

Um kein Risiko einzugehen, wird entsprechend gemacht, was sich bewährt hat. Erst waren das die Compilations in mehr oder minder regelmäßigen Abständen. Und mit meistens den immer gleichen Spielen. Das nervt mich auch, aber die Wahrheit ist leider: Es wird gekauft. Von daher bin ich schon sehr froh, dass die Minis zumindest teilweise auch andere Spiele mitbringen. Und sei es nur, weil die nicht gezielt für den westlichen Markt erscheinen, sondern einfach überall mehr oder minder gleich sein sollen. Und dann sind das aktuell noch Abo-Dienste, siehe vor allem aktuell Nintendo. Wenn ich mir die Mittel der Wahl anschaue, scheint es dabei vor allem um zwei Dinge zu gehen:
1. Nicht die Kontrolle verlieren abgeben
Deswegen wir eher mehr Abhängigkeit von Cloud-Konstrukten propagiert. Downloads mit massiven DRM-Strukturen, die die Spiele an eine Plattform und einen Account binden und im schlimmsten Fall nicht mal mehr da funktionieren, sollten die Server mal abgeschaltet werden.
2. Gewinnmaximierung
Deshalb wird das ganze immer wieder irgendwie gebundelt. Keine einzelnen Titel verkaufen, sondern ein Bundle, bei dem auch Titel bei sind, die so eher keine Verkaufsschlager wären. Denn dann heißt es "30 Titel für 50€ ist doch ein verdammt guter Kurs". Das man davon eigentlich nur zwei Titel spielen will und, wenn man ehrlich ist, für so ein ROM-File eigentlich nur ein oder zwei € als fairen Preis empfinden würde, geht dabei schnell unter. Abo-System gaukeln einem vor, dass es doch nur ein paar Euros im Monat sind und man sich nicht mit Besitz, Lagerung und Verwaltung rumschlagen muss, das ist ja alles so zeitraubend und teuer. Wenn man mal am Ende Bilanz zieht, was einem das bei Erreichen der EOL des Services gekostet hat und wie viel (oder wenig) man das genutzt hat, relativiert sich das erschreckend. Also wird versucht, den Service am Leben zu erhalten, weiter zu entwickeln und auf dem Weg einfach ein paar alte Titel fallen gelassen, was zum Teil auf das gleiche rauskommt.

Leider sieht es aktuell so aus, als ob die Rechnung für die Unternehmen so aufgeht, auch wenn nebenher Piraterie betrieben wird bzw. betrieben werden muss. Die großen Fälle oder die, die das zu öffentlich betreiben, werden als abschreckendes Beispiel verklagt, stärken damit die Marke, erzeugen PR und spülen im besten Fall auch noch etwas Geld in die Kasse.

Dabei wären für uns Kunden DRM-freie ROMs doch genau das, was wir uns als Kunden wünschen. Runterladen, auf USB-Stick/SD-Karte packen und dann noch ein offizieller Emulator des Herstellers auf jeder Plattform, die man sich denken kann und los geht es. Mit dem Emulator kann der Hersteller dann auch noch gerne Geld verdienen.

Da ist aber die Angst des Kontrollverlustes. Nicht nur, dass man diese Files einfach kopieren und verteilen kann. Dazu kommt leider auch das Problem des Retro-Marktes: Die Original Spiele für die alten Plattformen wechseln zum Teil für richtig hohe Summen den Besitzer auf eBay und Co. Und davon sehen die Hersteller nichts. Allein deswegen will man neue Releases am liebsten nicht mehr in dieser Form ganz den Kunden überlassen.

Wenn man keine Piraterie betreiben will, bleiben wenige Titel bzw. die Einkaufwege sind divers. Macher von aktuellen Spielen für alte Konsolen bieten teilweise ROMs ihrer Werke mit im Bundle an. Bei Kickstarter von Tanglewood habe ich ein ROM mitbekommen. Zum Teil hängen die auch an anderen DL-Käufen mit dran.

Darüber hinaus beginnen dann mehr oder minder grau werdende Zonen. Für den Firecore (Mega Drive-Handheld) gab es teilweise offizielle SD-Karten mit Spielen, die man legal kaufen konnte (In Deutschland über den Weltbild-Verlag). Die kann man natürlich auch in jedes andere Gerät packen, dass die Files von der SD-Karte lesen kann. Wo ist dann die Grenze? Was ist, wenn ich die Dateien auf eine Festplatte oder USB-Stick kopiere, um sie an weiteren Geräten zu nutzen? Mangels Kopierschutz dürfte das kein Problem sein, aber die Fälle, wo das geht, sind sehr überschaubar.

Man kann von Original Modulen mittels Retrode und Co ein Backup erstellen und diese Files dann nutzen. Ob man die proprietären Module selbst einen Kopierschutz darstellen, darüber lässt sich treffend streiten. Mir ist dazu kein aktuelles Urteil bekannt, AFAIK wird diese Methode derzeit von den meisten als Legal angesehen.

Was ist mit den Minis? Ja, das sind geschlossene Systeme, aber mit mehr oder minder großen Aufwand kommt man an die Files darauf ran und man hat sie ja bezahlt. So lange der Mini im Besitz ist, sollte das kein Problem sein, könnte man meinen. Ab hier wird es aber schon wirklich schwierig, weil man dazu das System überwinden muss.

Was am Ende bleibt, ist soweit wie möglich die legalen Wege auszunutzen, sein Tun darüber öffentlich zu machen und damit zu signalisieren, dass ein Markt dafür da ist. Immer und immer wieder. Und eben auf die anderen Releases zu verzichten. Was anderes wüsste ich nicht. Wobei es zum Teil eine Gradwanderung ist, wie weit man eben bei der Gewinnung von Files gehen kann.
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Re: Quo Vadis Retro-Spiele: Compilations, Minis, Abos... warum nicht mal DRM-freie ROMs?

Beitrag von Maryokutai »

Das ging jetzt sehr ins Detail, aber ich denke mit aktuellen Mitteln und der derzeitigen digitalen Distribution wäre es ohne Weiteres möglich ein einwandfrei funktionierendes System umzusetzen, auch wenn das je nach Implementierung wie bei Digitalspielen auf Konsole gewohnt natürlich nicht DRM-frei wäre.

Die beste Blaupause hatte Nintendo damals mit der Virtual Console, denn der Trick ist es meiner Ansicht nach, einfach eine dedizierte Plattform (im digitalen Sinn – kein Stück Plastik) als App zu veröffentlichen die man anschließend mit so viel oder wenig Klassikern füttert wie man will. Das Capcom Arcade Stadium wäre hier seit der offiziellen Abschaffung der Nintendo Virtual Console wohl noch das beste Beispiel. Ein solches Projekt lässt sich auch ohne Probleme plattform- und generationsübergreifend umsetzen und der Erweiterung des angebotenen Portfolios sind bis auf Lizenzalbträume in der Regel auch keine Grenzen gesetzt.

Ideal wären natürlich legale, DRM-freie ROMs die immer gleich mit einem entsprechenden Emulator verkauft werden damit man jedes einzel erworbene Spiel auch direkt selbst starten kann, aber ein kurzer Blick auf die aktuellen Tricks und Kniffe, uns soviele Konsumentenrechte wie nur legal möglich unter den Füßen wegzuziehen macht klar, dass kein Publisher der Welt auf diese Schiene gehen würde.

(Was ich nebenbei bemerkt ganz interessant fand, auch wenn hier die Problematik mit dem Elektroschrott wieder zum Tragen kommt, sind die Evercade-Produkte, die mit Spielen auf Modulen gefüttert werden welche normal im Handhel erhältlich sind. Demnächst veröffentlichen sie auch ein Handheld: https://evercade.co.uk/exp . Geht aber zugegebenermaßen in eine etwas andere Richtung als die angesprochene Thematik.)
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Re: Quo Vadis Retro-Spiele: Compilations, Minis, Abos... warum nicht mal DRM-freie ROMs?

Beitrag von Stardragon »

Ja, das Thema ist an sich schon recht umfangreich, entsprechend erschlagend war mein Einstiegspost, sorry.

Da es aber auch generell um Retro-Spiele und ihre Zukunft geht, würde ich den Evercade hier schon als Intopic sehen. Die DRM-freien Roms waren nur das, was sich im MD Mini 2 Thema kristallisiert hat, leider halte ich das auch für ziemlich unwahrscheinlich. Der Evercade gefällt mir persönlich auch ziemlich gut und ist mir zumindest lieber, als die nächste DRM-behaftete Online-Plattform, bei der ich wieder vom Betreiber abhängig bin. Der Evercade Exp ist übrigens der zweite Evercade Handheld, der ursprüngliche Evercade ist schon ein Handheld, den bewerben sie aber anscheinend nicht mehr auf der Seite, weil jetzt der Exp als Nachfolger kommt. Der ursprüngliche ist der hier:
https://www.amazon.de/Blaze-Evercade-Pr ... B09CGBK52Q

Das war auch einer der Gründe, warum ich mir erst keinen geholt habe, ich spiele nur noch wenig Handheld. Den Evercade VS als stationäre Konsole habe ich bisher auch nicht gekauft, weil der andere Grund ist, dass es bisher wenige Titel dafür gibt, die mich interessieren und die ich nicht schon anderweitig habe.
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Re: Quo Vadis Retro-Spiele: Compilations, Minis, Abos... warum nicht mal DRM-freie ROMs?

Beitrag von Maryokutai »

Den muss ich verdrängt haben, denn er kommt mir definitiv bekannt vor. Solche Retro-Titel würde ich aber wohl nur auf einem Handheld spielen. Ich bin beileibe nicht auf High-End-Optik angewiesen, aber die 420p auf mehrere Zoll aufgebläht müssen dann trotzdem nicht sein. Deshalb finde ich das Evercade-Handheld im zweifachen Sinne richtig cool, weil es halt den kompletten Aspekt mit den Modulen mitbringt (welche mit Anleitung ausgeliefert werden!) und durch den kleineren Screen wirken diese Spiele auch schärfer als sie es tatsächlich sind. Und soweit ich das verstehe kann man das Gerät "notfalls" auch per HDMI an den Fernseher anschließen.
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Re: Quo Vadis Retro-Spiele: Compilations, Minis, Abos... warum nicht mal DRM-freie ROMs?

Beitrag von Stardragon »

Den neuen Handheld kann man per HDMI am TV anschließen, beim alten meine ich nicht, weiß es aber nicht sicher. Ja, ursprünglich habe ich genau so mit den Retro-Spielen und den kleinen Screens gedacht, aber irgendwie liegen Handhelds bei mir nur noch rum. Vor allem seit es die Switch gibt, greife ich zu der, wenn ich mal wegfahre.
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